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Sujets d'actualite | Artikel - 4 Min

Für das Klima – gegen die Inflation

Der „Inflation Reduction Act“, mit dem die USA Milliarden in die Sanierung der Infrastruktur investiert, ist ein später aber wichtiger Schritt, der den Klimawandel und die galoppierende Inflation bekämpft. Ein Gesetz, das tatsächlich zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt!

Wie trägt dieses mehrere Milliarden Dollar schwere Gesetzespaket langfristig zur Senkung der Inflation bei?

Neben der Senkung der Medikamentenpreise und Gesundheitskosten sollen die Ausgaben zum Bau neuer Infrastruktur schließlich auch einen deflationären Effekt auf die „täglichen Energiekosten“ und die Ausgaben der Privathaushalte haben (siehe Diagramm 1).

Das Weiße Haus hat das 430 Milliarden USD schwere Gesetzespaket dafür gelobt, dass es die beängstigend hohe Inflation bekämpft, wobei jedoch (noch) nicht klar ist, inwieweit es mitten in einem Zinserhöhungszyklus die erforderlichen Maßnahmen zur Inflationsbekämpfung durch die US-Notenbank (Fed) ersetzen könnte.

Zunächst sei angemerkt, dass ein Großteil der US-Infrastruktur in einem desolaten Zustand ist. Wenn die Elektrizitätsinfrastruktur nicht saniert wird – eine Aufgabe, die einigen Experten zufolge mehr als 2 Billionen USD erfordert -, könnte die Steigerung der Nutzung von sauberer Energie infrage gestellt werden. Die Gründe für den Verfall des Netzes sind zu wenige Investitionen und sein Alter, und die Ausfälle, die bei den immer häufigeren schweren Wetterereignissen aufgetreten sind.  

Die Ausgaben der Privathaushalte sinken

Aber wie steht es um die Kostenvorteile? Denken Sie nur an die Betriebskosten eines Elektroautos im Vergleich zu einem herkömmlichen Auto (angesichts eines Benzinpreises von aktuell etwas mehr als vier USD pro Gallone, ein Anstieg um 27% innerhalb eines Jahres). Außerdem erhalten Sie Förderungen beim Kauf eines neuen oder gebrauchten Elektroautos, sodass Geld für andere Ausgaben übrig bleibt.

Auch die Stromrechnung lässt sich mit Sonnenkollektoren auf dem Dach deutlich verringern, denn die Versorger haben ihre Preise gegenüber 2021 um etwas mehr als 10% erhöht[1]).

Wir erwarten, dass die Kosten künftig durch die Elektrifizierung und die Nutzung erneuerbarer Energien wie Sonne und Wind sinken werden. Durch die größere Verbreitung werden diese Kosten weiter fallen – was bei fossilen Brennstoffen nicht der Fall ist.

Und auch nicht bei der Atomkraft. Auch wenn die Atomkraft von manchen als CO2-arm bezeichnet wird ist es keine erneuerbare Energiequelle (auch wenn Uran recycelt werden kann). Atomkraftwerke stoßen zudem viermal weniger CO2 aus als Solarkraftwerke, zwei Mal weniger als Wasserkraftwerke und genauso viel wie Windkraftwerke.

Die Kosten des Klimawandels

Außerdem sollte man die damit verbundenen Kosten nicht übersehen. Die Betriebskosten eines Atomkraftwerks sind zwar in der Tat geringfügig (ganz im Gegensatz zum anfänglichen Investitionsaufwand), doch die Kosten für die Abschaltung und im Fall einer Katastrophe sind nicht zu übersehen. So betragen die geschätzten Sanierungskosten von Fukushima in Japan über 180 Milliarden USD.  

Vermeidbare Kosten können auch Gelder sein, die für die Bewältigung der Folgen des Klimawandels – z.B. Überschwemmungen, Dürren, Wandbrände und Wirbelstürme – notwendig sind. Naturkatastrophen kosteten die USA 2021 über 300 Milliarden USD. Nach Schätzungen des Weißen Hauses könnte diese Summe bis 2100 auf 2 Billionen USD pro Jahr steigen.  

Wenn nichts unternommen wird, wird uns die globale Erwärmung allem Anschein nach teuer zu stehen kommen. Da der Klimawandel die Auswirkungen von wetterbedingten Naturkatastrophen verstärkt, kann er im Laufe der Zeit erhebliche Einnahme- und Produktivitätsausfälle mit sich bringen. Durch den Anstieg des Meeresspiegels geht Land verloren, das produktiv genutzt werden könnte, und Hitzestress könnte zu Ernteausfällen führen.

Laut einer Studie der Universität UCL könnte das globale BIP durch die Auswirkungen der globalen Erwärmung im Jahr 2100 37% niedriger ausfallen als ohne diese Auswirkungen. Die asiatischen Wirtschaftsräume wären davon am stärksten betroffen. In einem schweren Szenario droht China fast 24% seines BIP einzubüßen, während die führende Wirtschaftsnation der Welt, die USA, rund 10% und Europa fast 11% verlieren könnten.  

Was bei den Kosten der Untätigkeit zudem nicht vergessen werden darf, sind die Gesundheitsaspekte der steigenden Temperatur, die Verschmutzung von Luft, Wasser und Boden und andere Folgen des Klimawandels. Das Natural Resources Defense Council (NRDC) schätzt die jährlichen Gesundheitskosten in Verbindung mit dem Klimawandel und der Nutzung fossiler Brennstoffe allein in den USA auf über 820 Milliarden USD pro Jahr. Kaum vorzustellen, was man mit dieser Summe für die Verbesserung der Lebensbedingungen tun könnte.

Lange bevor die Durchschnittstemperaturen stark ansteigen, werden Extremereignisse wahrscheinlich sowohl heftiger als auch häufiger werden. So herrschten dieses Jahr im normalerweise verregneten englischen Sommer Temperaturen von 40 Grad und eine Dürre.

Ausreißer beachten

Man wird die Ausreißer übergehen. Allerdings nehmen diese schnell zu und ihre Folgen werden sich in Form von häufigeren Wald- und Flächenbränden, Hitzewellen und Dürren und zunehmendem Druck auf die Nahrungsmittelversorgung bemerkbar machen – und dies nicht in ferner Zukunft. Zu erwarten sind zunehmende Todesfälle und Migrationswellen, was Konflikte auslösen kann. 

Man kann zu Recht davon ausgehen, dass der US-amerikanische Inflation Reduction Act ganz neue Akzente setzt. Die USA sind der zweitgrößte Emittent von Treibhausgasen der Welt, und dieses Gesetz kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die Energiesicherheit so aktuell wie seit Jahren nicht und Klimaschutz nach wie vor dringend notwendig ist.

Die Verabschiedung dieses Gesetzes könnte positiv für Maßnahmen in aller Welt sein, denn die USA wären im Vorfeld der Klimakonferenz COP27 im Herbst wieder ein glaubwürdiger internationaler Partner im Kampf gegen den Klimawandel.

Aus Anlegersicht könnten der Kurswechsel in den USA zusammen mit einem kürzlich in Australien beschlossenen Gesetz, das die Senkung der Emissionen des Landes bis 2030 auf 43% des Niveaus von 2005 vorschreibt, und der Verabschiedung der aktualisierten nationalen festgelegten Klimaschutzbeiträge (NDCs) Indiens durch das indische Kabinett nicht nur in den USA, sondern auch in anderen Ländern beträchtliche zusätzliche Gelegenheiten für Anlagen in sauberer Energie schaffen.

Lesen Sie auch:  

Referenzen

[1] Quelle: BLS-Statistiken, abgerufen auf https://www.in2013dollars.com/Electricity/price-inflation/2021-to-2022?amount=100

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