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Sujets d'actualite | Artikel - 4 Min

Weekly market update – Fed und EZB nähern sich dem Zinshöhepunkt

Nach den Turbulenzen im Bankensektor im März stabilisieren sich die Märkte seit Anfang April wieder. Jetzt richtet sich die Aufmerksamkeit auf den Ausblick für die Geldpolitik in den USA und Europa. Nach einer beispiellosen Runde geldpolitischer Straffung konzentrieren sich die Federal Reserve und die EZB nun darauf, den Zinserhöhungszyklus abzuschließen, um die Preisstabilität zu gewährleisten, ohne die Finanzstabilität zu gefährden.

Erste Anzeichen für eine Abschwächung der Nachfrage am US-Arbeitsmarkt

Das Beschäftigungswachstum in den USA verlangsamte sich im März, aber unserer Meinung nach nicht genug, um den Offenmarktausschuss der US-Notenbank (FOMC) von einer weiteren Zinserhöhung auf seiner nächsten Sitzung am 2. und 3. Mai  abzuhalten.

Im März schuf die US-Wirtschaft 236.000 neue Arbeitsplätze, was den Konsensprognosen entsprach. Dies ist zwar ein Rückgang gegenüber den (nach oben korrigierten) 326.000 neuen Stellen im Februar und 472.000 im Januar, doch dürfte die Schaffung von Arbeitsplätzen in dieser Größenordnung den Aufwärtsdruck auf die Löhne aufrechterhalten.

Das Lohnwachstum ist in den USA stabil geblieben: Der durchschnittliche Stundenlohn stieg im März um 0,3 %, nach einem Anstieg um 0,2 % im Februar. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Löhne um 4,2 % gestiegen. Obwohl dies die niedrigste Steigerungsrate seit Mitte 2021 ist, liegt sie deutlich über dem Niveau, das dem Inflationsziel der Fed von 2 % entsprechen würde.

Derzeit bleibt der US-Arbeitsmarkt mit einem durchschnittlichen monatlichen Stellenzuwachs um 334.000 in den letzten sechs Monaten stark. Die Arbeitslosenquote hat jetzt mit 3,5 % fast ein Mehrjahrzehntstief erreicht.

Die Verlangsamung reicht nicht, um die Fed zu stoppen

Dieser US-Arbeitsmarktbericht folgt auf die jüngsten Daten, die darauf hindeuten, dass die Straffung der Geldpolitik durch die Fed um 450 Basispunkte im Jahr 2022 diesen historisch starken Arbeitsmarkt allmählich belastet.

Die Daten zu den Anträgen auf Arbeitslosenunterstützung in den USA, mit denen die Zahl der neuen Antragsteller auf Arbeitslosenunterstützung erfasst wird, fielen im März höher aus als erwartet, und auch die Zahl der neuen Antragsteller in den letzten 12 Monaten wurde vom Bureau of Labor Statistics deutlich nach oben korrigiert.

Einem separaten Bericht zufolge ist die Zahl der offenen Stellen im Februar stark zurückgegangen. Insgesamt lassen diese Daten den Schluss zu, dass die Fed den Leitzins Anfang Mai wahrscheinlich um 25 Basispunkte von derzeit 4,75-5 % anheben wird, wobei Zinssenkungen bis 2024 unwahrscheinlich sind.

Die Märkte preisen jedoch weiterhin Zinssenkungen für das vierte Quartal 2023 ein.

Daten zeigen, dass der Inflationsdruck in den USA anhält

Obwohl die Inflation im März auf den niedrigsten Stand seit fast zwei Jahren zurückging, zeigt der Anstieg der Kerninflation für uns, dass eine weitere Straffung der Geldpolitik für die Fed gerechtfertigt ist.

Die am 12. April veröffentlichten Daten zeigten einen Anstieg des Verbraucherpreisindex (VPI) im März im Vergleich zum Vorjahr um 5 %. Dies ist ein deutlicher Rückgang gegenüber der im Februar verzeichneten Rate von 6 % und der niedrigste Wert seit Mai 2021. Auf Monatsbasis stiegen die Verbraucherpreise nur um 0,1 % und damit etwas weniger als erwartet.

Die US-Kernverbraucherpreisinflation, die die volatilen Energie- und Lebensmittelpreise ausklammert, erhöhte sich jedoch gegenüber dem Vorjahr um 5,6 %, nachdem sie zuvor einen Anstieg um 0,4 % verzeichnet hatte, was darauf hindeutet, dass der Preisdruck bei einigen Waren und Dienstleistungen weiterhin hoch ist. Neben dem Arbeitsmarktbericht ist dieser Inflationsbericht eine der wichtigsten Wirtschaftsveröffentlichungen im Vorfeld der Fed-Sitzung Anfang Mai.

Die Fed-Vertreter scheinen noch keinen Konsens darüber gefunden zu haben, ob eine weitere Anhebung der Zinssätze um einen Viertelpunkt notwendig ist, bevor die Zentralbank ihrer historisch beispiellosen Straffung der Geldpolitik zur Eindämmung der hohen Inflation ein Ende setzen kann.

Die Wirtschaft ist nach den jüngsten US-Bankenzusammenbrüchen weiterhin der Gefahr einer Kreditklemme ausgesetzt. Vor den Turbulenzen im Bankensektor sprachen sich die meisten Mitglieder des Offenmarktausschusses für eine weitere Anhebung des Leitzinses auf über 5 % aus und prognostizierten keine Zinssenkungen vor 2024.

Dies steht im krassen Gegensatz zu dem, was der Markt derzeit einpreist: Er geht davon aus, dass die Fed im nächsten Monat eine weitere Zinserhöhung vornehmen wird, bevor sie ihren Kurs ändert und den Leitzins noch in diesem Jahr senkt.

Im März trugen ein breit angelegter Rückgang der Energiepreise und ein Nachlassen des Preisdrucks bei Nahrungsmitteln zu einem moderateren Anstieg des VPI insgesamt bei.

Dem Anstieg der Kernrate lag ein sprunghafter Anstieg der Wohnkosten zugrunde; der Wohnkostenindex stieg um 0,6 % und damit auf Jahresbasis um 8,2 %. Dies entspricht gegenüber dem Anstieg von 0,8 % im Februar einer Verlangsamung, die darauf hindeutet, dass in dieser Kategorie eine Abschwächung im Gange ist.

Das ist wichtig, da die Kategorie Wohnkosten seit einiger Zeit zu den größten Inflationsfaktoren gehört. In diesem jüngsten Bericht wurde sie als der bei weitem größte Beitrag zur Gesamtinflation genannt, der den starken Rückgang des Energieindexes mehr als ausglich.

Da der Wohnkostenindex in der Regel etwa ein Jahr hinter den Veränderungen bei den Haus- und Mietpreisen zurückbleibt, ist er unserer Ansicht nach ein wichtiges Indiz dafür, dass die Inflation bei Wohnimmobilien rückläufig ist.

Die EZB nähert sich dem Zinshöhepunkt

In Europa, wo die Gefahr einer Disinflation infolge der Turbulenzen im US-Bankensektor geringer zu sein scheint, preisen die Anleger einen restriktiveren Kurs der Europäischen Zentralbank ein. Die Märkte gehen mit einer Wahrscheinlichkeit von rund 60 % von einer Zinserhöhung um 25 Basispunkte und mit einer Wahrscheinlichkeit von 30 % von einer Anhebung um 50 Basispunkte auf der nächsten Sitzung am 4. Mai aus.

In den letzten Tagen schienen sich die geldpolitischen Entscheidungsträger zunehmend darauf zu einigen, dass eine Zinserhöhung um 25 Basispunkte im Mai notwendig sein wird. Um die Inflation zu bekämpfen, hat die EZB die Zinssätze in sechs aufeinanderfolgenden Sitzungen um jeweils mindestens 50 Basispunkte angehoben – so schnell wie noch nie zuvor. Der Druck der Kerninflation in der Eurozone zeigt jedoch nach wie vor kaum Anzeichen für eine Verlangsamung.

EZB-Ratsmitglied Francois Villeroy de Galhau wurde am 12. April mit der Aussage zitiert, dass der Höhepunkt der Zinssätze in Sicht sei, da der Einlagesatz der EZB nun mit 3 % auf einem Niveau liege, das das Wirtschaftswachstum einschränke.

Die Inflationsdaten für April und die vierteljährliche Umfrage der EZB zur Kreditvergabe der Banken, die beide zwei Tage vor der Mai-Sitzung anstehen, könnten sich als entscheidend dafür erweisen, ob eine siebte Zinserhöhung um mindestens 50 Basispunkte erforderlich ist.

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